Ein Plädoyer für den Klimaschutz in Zeiten von Dauerkrisen in Europa und auf der Welt

Darlene Schwabroch
Darlene Schwabroch
Wir alle erinnern uns sehr gut an den Ausbruch der Covid19-Pandemie im Frühjahr 2020. Am Anfang von vielen belächelt und wenig ernst genommen, entlarvte sie sich als eine der größten globalen Krisen im 21. Jahrhundert, deren Nachwehen noch immer vielerorts spürbar sind. Und auch wenn sich zwischenzeitlich das Gefühl der Unendlichkeit breitmacht, haben wir diese Krise schlussendlich überwunden.

Eine der wenigen positiven Dinge, die sie hervorgebracht hat, war der stark angestiegene Fokus auf den Umwelt- und Klimaschutz. Das Thema war in Windeseile und mitunter aufgrund des unermüdlichen Einsatzes engagierter Klimaschutzaktivist/innen zum festen Bestandteil nahezu aller politischen, medialen und unternehmerischen Bühnen geworden. Auch die Hotel- und Tourismusbranche nutzte die Zeit des Stillstands, um sich neu und nachhaltig aufzustellen und damit resilient gegen künftige Krisen gewappnet zu sein. Ein kleiner Hoffnungsschimmer für all die Menschen, die schon lange vor diesem unverhofften Boom mit aller Kraft gegen die Klimakrise angekämpft hatten, aber ohne jemals Gehör dafür gefunden zu haben.

Machen wir einen Sprung in das Hier und Heute, Spätsommer 2025.
Wenn uns vor fünf Jahren jemand gesagt hätte, dass die Pandemie lang nicht unsere größte Sorge in diesem Jahrzehnt sein würde, hätten wir dieser Person wohl geglaubt?
Denn Fakt ist: Wir befinden uns im Dauerkrisenmodus.
Ob Inflation, politische Spaltung oder Kriege in Europa – die Nachrichtenlandschaft jongliert mit einer Schreckensbotschaft nach der anderen, als würde sie sich beim Cirque du Soleil bewerben.

Zwischen den vielen Herausforderungen der letzten Jahre, scheint die vielleicht Größte überhaupt immer weiter von der Bildfläche zu verschwinden: Die Zerstörung unseres Lebensraums, der irreversible Verlust unserer Ökosysteme, die alles verändernde Klimakrise. Da, wo populistische Stimmen zunehmend öffentlichkeitswirksamen Raum bekommen, werden die Rufe nach echtem Einsatz für den Klimaschutz und dem Erhalt unserer einzigen, so kostbaren Existenzgrundlage immer leiser.  

Aber hier kommt der Aspekt, der mich zum Schreiben dieser Zeilen motiviert hat:
Nur weil nicht mehr in dem Maße über die Klimakrise gesprochen beziehungsweise aktiv gegen sie gearbeitet wird, in dem es dringend notwendig wäre, hat sie sich nicht einfach in Luft aufgelöst. Noch immer wüten Extremwettereignisse durch die ganze Welt, und das werden sie auch weiterhin tun. Noch immer heizt sich die Erdatmosphäre ungebremst und nahezu unaufhaltsam auf, und das wird sie auch weiterhin tun. Noch immer fordert der Klimawandel jährlich unzählige Tote, und das wird er auch weiterhin tun. Um konkret zu werden: In einem Bericht des Weltwirtschaftsforums werden dem Klimawandel bis 2050 weltweit 14,5 Millionen Todesopfer zugerechnet!
Bei solchen schwindelerregenden Zahlen stellt sich die Frage, wie wir es uns als Gesellschaft zu leisten wagen, die Bekämpfung des Klimawandels nicht mit absoluter Priorität zu behandeln – ohne anderen akuten Bedrohungen, die zweifelsohne ebenfalls unsere Aufmerksamkeit erfordern, ihre Wichtigkeit abzusprechen.

Getrieben durch ökonomische Unsicherheiten wird in diesem Zusammenhang immer wieder davon gesprochen, dass erst der wirtschaftliche Wohlstand einer Institution sichergestellt werden müsse, bevor sich um nachhaltige Zukunftsthemen gekümmert werden könne. Zu eben dieser Denkweise wurde insbesondere im Zuge der letzten Bundestagswahlen in unzähligen Linkedin-Beiträgen des deutschen Mittelstands aufgerufen – auch von einflussreichen Köpfen aus der Hospitality-Branche.
Den Erhalt unseres Wohlstandes über den Erhalt unseres Planeten zu stellen, scheint für manche auf den ersten Blick nachvollziehbar, träumen wir doch alle von finanzieller Unabhängigkeit und einem richtig schönen Leben. Das haben wir uns immerhin verdient. Warum noch mal eigentlich?
Und vor allem:  Wer definiert, wo wirtschaftlicher Wohlstand in Deutschland anfängt, und wo er aufhört? Wo liegt die finanzielle Grenze, bis zu welcher man sich der eigenen Klimaverantwortung getrost entziehen darf? Und ab welchem Grad der wirtschaftlichen Stabilität werden auch die konservativen oder veränderungsunwilligen Unternehmen und Individuen ihr Geld auf einmal gerne in wirksame Maßnahmen zur Förderung der Nachhaltigkeit stecken?  Wie können wir bei einer Aussage wie der Obigen außer Acht lassen, dass ein nicht zu vernachlässigender Anteil unseres heutigen ‚Wohlstands‘ auf Ressourcen- und Arbeitsausbeutung zurückzuführen ist?
Und wie sehr werden wir unseren vermeintlichen Wohlstand genießen können, wenn es auf unserem Planeten keine fruchtbaren Böden, kein Trinkwasser und keinen Lebensraum mehr gibt?

Es gibt noch so viel zu besprechen und so viel zu tun.

Meine Worte sollen kein Vorwurf sein, keine Angst machen und auch keine schlechte Stimmung verbreiten. Viel mehr möchte ich aufrütteln und an unser aller gesunden Menschenverstand appellieren, die Klimakrise ernst zu nehmen und endlich ins Handeln zu kommen.
Die Klimakrise ist da und wird bleiben, auch wenn wir andere Krisen längst überwunden haben werden, so wie einst die Covid19-Pandemie.
ALLES, was wir zum Leben brauchen, stammt aus funktionieren Ökosystemen – ohne sie, gäbe es das menschliche Leben in der uns bekannten Form gar nicht. Die Klimakrise ist und bleibt die größte Bedrohung für ein qualitativ hochwertiges Leben unserer Spezies. Ohne unser kollektives Engagement und Gegensteuern haben wir keine Chance, unseren Kindern und Enkelkindern einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen. Da hilft dann auch kein finanzieller Wohlstand.

Lasst uns aktiv werden, bevor wir uns irgendwann die Frage stellen müssen „Was hab ich eigentlich zur Lösung der Probleme beigetragen?“. Lasst uns regelmäßig reflektieren und diskutieren über unsere persönlichen und unternehmerischen Prioritäten, und vor allem lasst uns nach unseren Werten leben. Für den Erhalt unserer Umwelt, für das Abschwächen der Klimaerwärmung und für eine lebenswerte Zukunft aller Menschen. Lasst uns mit unseren Mitmenschen ins Gespräch gehen, Gleichgesinnte finden und Andersdenken abholen und mitnehmen. Lasst uns in eine nachhaltige Zukunft investieren und vor allem:
Lasst uns gemeinsam den Hoffnungsschimmer wieder aufleuchten.

Ich wünsche mir von Herzen, dass wir wieder nachhaltig auf Kurs kommen, und werde mich weiterhin aus Überzeugung dafür einsetzen.

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