Von Incentives und Regulations

Rolf Heimann, Vorstand der hessnatur Stiftung
Rolf Heimann, Vorstand der hessnatur Stiftung
An die Selbstregulierungskraft der Wirtschaft glaube ich lange nicht mehr. Von UnternehmerInnen wird mir häufig die Frage gestellt: Wenn ich meine T-Shirts auf Bioqualität umstelle, verkaufe ich dann mehr? Die Antwort muss sein: Das ist kein Versprechen, dass man eingehen kann, aber man sichert seine Umsätze, man sichert seine Marke ab.

Nachhaltigkeit ist ein Value Driver. Sie haben ihren Nutzen, aber machen Sie nicht den Fehler auf ihren Kunden, auf ihre Kundin zu warten, die Nachhaltigkeit einfordert. Nachhaltigkeit wird teilweise von den KonsumentInnen selbstredend erwartet (eingefordert), aber tatsächlich ist eine Entscheidung für oder gegen Nachhaltigkeit im Produkt gegeben falls eine sekundäre oder eine mitlaufende. Sie werden also unternehmerisch die Entscheidung zwischen „Incentives und Regulations“ in der guten Balance für sich selbst finden müssen.

Nachhaltigkeit als einen Zusatznutzen, erkennen Sie gleichzeitig, dass sich Regularien in den nächsten Jahren erheblich auswerten müssen. Ich denke, dass das Lieferketten Sorgfaltspflichten Gesetz, eine deutsche Initiative innerhalb der EU vielleicht ein bisschen vorgeprescht ist. Die Franzosen, die Holländer sind aber beispielsweise auch in diesem Bereich sehr aktiv und es ist auf EU Ebene massiv mit entsprechenden Regularien, mit entsprechenden Anforderungen, die es heute ja auch schon gibt, die Taxonomie, Green Deal etc. rechnen.

Nach der asiatischen Kampfkunst gilt es nun, die Kräfte der Regularien für sich positiv umzuwandeln und zu einem Nutzen zu machen. Sie retten mit Nachhaltigkeit ihre Marke, Sie reduzieren Risiko, Sie produzieren Alleinstellung, aber Sie investieren in ihr wichtigstes Kapital: ihre Mitarbeiterin und Mitarbeiter. Heute ist es zunehmend wichtig zur Bindung, zur Motivation des eigenen Personals das Thema Nachhaltigkeit im Unternehmen immer stärker zu implementieren. Das betrifft ihr unternehmerisches Umfeld und das betrifft ihre Produkte. Wir gehen davon aus, dass das private ökologische Nachhaltigkeitsbewusstsein ihrer Mitarbeiterin und Mitarbeiter in den letzten Jahren gestiegen ist und eine Reflexion und Umsetzung im Unternehmen sich durchaus positiv darstellen kann. Neulich hatte ich auf eine Frage an einen Unternehmer, warum er sich für mehr Nachhaltigkeit, warum er sich mit mehr Nachhaltigkeit auseinandersetzen will, warum er das stärker implementieren muss, die Antwort, dass es ja natürlich die Kunden, das gesetzliche Umfeld ist, aber das tatsächlich der vorwiegende Driver für ihn die Mitarbeiterin und Mitarbeiter waren, als Erkenntnis einer Mitarbeiterbefragung – interessant.

Gehen Sie mit dem Thema Nachhaltigkeit einerseits ernsthaft, andererseits auch spielerisch um. Erkennen Sie die wesentlichen fundamentalen Aspekte, die für Ihr Unternehmen wichtig sind, auch in den Bezug auf Regularien. Gehen Sie spielerisch mit dem Thema Nachhaltigkeit in Bezug auf low hanging fruits um.

Vielleicht noch ein Tipp: Beginnen Sie immer mit dem Fundament. Die typische Reaktion in Unternehmen ist, sich Gedanken über Leuchttürme zu machen und dabei zu vergessen, dass dieser Leuchtturm ein solides Fundament braucht. Zu früh mit einem Leuchtturm zu beginnen hat immer den Beigeschmack von Aktionismus. Bauen Sie sich ein solides Fundament mit dem Akkord ESG oder besser noch basierend auf den sieben Säulen des holistischen Prinzips, was eben bestimmte gesetzlichen Anforderungen, was bestimmte Alleinstellung, was bestimmte low hanging fruits und quick wins angeht und dann entscheiden Sie sich später für Leuchtturmprojekte, in denen Sie sich besonders artikulieren können, wo Sie ihre unternehmenskulturellen Eigenschaften bzw. Eigenarten besonders gut wiederfinden können. Das kann bspw. ein Thema aus dem Bereich Kreislaufwirtschaft sein, das kann Einbettung von

gesellschaftlichen Bezügen sein, dass kann Einbettung von ihren Lieferanten sein, etc.

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