Gen Z – die Nachhaltigkeitsangeber?

Alexandra Leibfried
Laut zweier Forsa-Studien hält die junge Generation bei der Jobsuche nicht, was sie sich auf die Fahnen schreibt. Was bedeutet das? Experten beziehen Stellung.

Zwei Forsa-Studien haben gezeigt, dass die Generation Z ihre Jobwahl nicht unbedingt nach Nachhaltigkeitskriterien trifft, wenn es um die harten Fakten geht. Dabei schreibt sich genau diese Generation auf die Fahnen, sehr nachhaltig zu ticken. Wie erklären sich die Gen-Z-Experten Clara Crombach, Jakob Neise und Michelle Müller diesen Widerspruch? Was bedeutet das für Arbeitgeber?

„Werte sind in diesem Zusammenhang ein wichtiges Thema“, sagt Clara Crombach (27). Sie war mit Mitte 20 bereits Führungskraft, seit zwei Jahren ist sie selbstständig und unterstützt als zertifizierte Business Coach & Organisationsentwicklerin Unternehmen und Führungskräfte, wenn es um Fragen rund um die Gen Z geht. Junge Talente, mit denen sie zusammenarbeitet, „möchten in Unternehmen wirksam sein, die Nachhaltigkeit leben“. Sie achten beispielsweise auf „nachhaltiges Verhalten im beruflichen Alltag – Mülltrennung oder Papierverbrauch“. Homeoffice-Möglichkeiten gehören dazu, um Arbeits- oder Reisewege zu vermeiden, oder grüne Geschäftsreisen – Zug statt Flugzeug. Auch spiele Nachhaltigkeit bei der Bürogestaltung eine Rolle, so Crombach.

Eine Stepstone-Studie, im Jahr 2021 erhoben unter 12.000 Arbeitnehmern und 47.000 Studierenden, besagt, dass für 76 Prozent der Befragten das Thema Nachhaltigkeit bei ihrem Arbeitgeber einen hohen Stellenwert hat. Für vier von zehn Befragten ist Nachhaltigkeit ein entscheidendes Kriterium in der Wahl eines Arbeitgebers, etwas mehr als jeder Dritte Arbeitnehmer würde sogar eine Kündigung erwägen, wenn sich der Arbeitgeber bei einem sehr umweltschädlichen Projekt engagiert. Für jeden Zweiten würde sich dies negativ auf die Jobzufriedenheit auswirken.

Dem stehen zwei kürzlich von Xing angeregte FORSA-Umfragen gegenüber, die der Generation Z weder in Sachen Jobmotivation – warum bei einem Arbeitgeber arbeiten – noch bei Gründen der Wechselwilligkeit eine grüne oder nachhaltige Intention zuschreiben. Folgende Kriterien stehen im Vordergrund: Gehalt, flexibles Arbeiten, Führungsverhalten sowie neue Arbeitsmodelle, beispielsweise die 4-Tage-Woche.

Pflanzliche Ernährung und Bioprodukte

Jakob Neise, als 20-Jähriger selbst Vertreter der Generation Z und Co-Founder der auf Gen-Z-Marketing spezialisierten Agentur PlayTheHype, sieht darin „keinen so großen Widerspruch“. Er schreibt seiner Generation „auf jeden Fall Engagement fürs Klima und grundsätzlich für Nachhaltigkeit“ zu. „Viele von dieser Generation beschäftigen sich mit pflanzlicher Ernährung, essen vegetarisch oder vegan. Auch die Bewegung Fridays for Future wäre ohne diese Generation nie entstanden“, sagt Neise.

Warum „Engagement für Klimaschutz“ oder Nachhaltigkeit an sich in Umfragen zu Jobtrends oder Jobwechselbereitschaft keine sehr große Rolle spielen, erklärt sich er sich so: „Diese jungen Menschen sind in ihrem ersten Job oder auf jeden Fall noch am Anfang ihrer Karriere. Es geht nun vordergründig darum, den eigenen Lebensstandard zu sichern.“ Dabei spielt beispielsweise eine Rolle, dass Jobeinsteiger oder junge Berufstätige auch Bioprodukte kaufen möchten. Diese seien wiederum teuer. Daher sei in der Debatte um grüne Nachhaltigkeit für ihn auch das Thema Fairness ein entscheidendes Kriterium: „Wenn junge Menschen angemessen verdienen, können sie sich mehr Nachhaltigkeit leisten.“ So sei das Gehalt als hohe Priorität in Umfragen nachvollziehbar.

Nachhaltiges Führungsverhalten gewünscht

Dennoch kann er Arbeitgebern nur raten, in alle drei Faktoren der Nachhaltigkeit zu investieren – gerade mit Blick auf die Gen Z. Vegetarische oder vegane Gerichte in Kantinen sind in seinen Augen wichtige Faktoren, aber auch eine Unternehmens- und Führungskultur, die mit den Ressourcen der Menschen nachhaltig umgeht – „gerade wenn es um mentale Gesundheit geht“. Auch ein Zuschuss für öffentliche Verkehrsmittel oder die Option auf ein Job-Fahrrad seien spannende Angebote. „Bei entsprechender Wohnsituation sind die meisten bereit, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit zu kommen“, so Neise. Das Wichtigste jedoch sei es authentisch zu bleiben und keine Werte vorzutäuschen, die es nicht gebe.

Clara Crombach sieht gute Chancen für Unternehmen, über Führungswerte die Themen Klimaschutz bzw. Nachhaltigkeit voranzutreiben. „Durch kleinere Aktionen von jedem Einzelnen kann viel bewegt werden. Zudem können Unterenhmen beispielsweise auf nachhaltige Onboarding-Boxen ohne Plastikinhalte setzen. Oder Sommer- und Weihnachtsfeste werden nach Kriterien der Nachhaltigkeit geplant, ebenso die Geschenke für Mitarbeitende. „Führungskräfte können durch ihr eigenes Handeln viel vorleben, was die Mitarbeitenden für sich übernehmen können“, so Crombach.

Kein Greenwashing!

Michelle Müller (20), Head of Business Consulting in der Züricher, auf die Gen Z spezialisierten Unternehmensberatung ZEAM, warnt vor allem vor Greenwashing. Sie rät Arbeitgebern zu vermeiden, was in puncto Nachhaltigkeit „als uncool“ gilt. „Dazu gehören diejenigen, die sich einfach mit dem Wort aufgrund der positiven Konnotation schmücken und jetzt alle plötzlich nachhaltige Werte haben“, unterstreicht Müller. „Greenwashing ist ein absolutes No-Go. Transparenz und Ehrlichkeit bei den eigenen Werten sind wichtig, und Werte sollten nicht einfach auf die Webseite geschrieben, sondern wirklich gelebt werden.“

Auch sie weiß über eine eigens erhobene Studie „Generation Zukunft”, die in Zusammenarbeit mit dem Schweizer Marktforschungsunternehmen LINK (Teil der You-Gov Gruppe) entstand, „dass (ökologische) Nachhaltigkeit nicht eines der ausschlaggebenden Kriterien bei der Arbeitgeberwahl oder bei den Jobwechselgründen ist“. Müller zeigt sich überzeugt: „Daraus kann man jedoch nicht schließen, dass Nachhaltigkeit im Allgemeinen nicht wichtig ist für Angehörige der Generation.“

Was Unternehmen als attraktive Arbeitgeber unbedingt tun sollten, so der Tenor der drei Gen-Z-Experten: Nachhaltigkeit Raum geben. Beim „Arbeitsklima“, zu dem unbedingt ein sozial nachhaltiger Führungsansatz zählt, könne für die junge Generation sehr viel bewirkt werden. Michelle Müller: „Top Down war gestern. Führung auf Augenhöhe, das Befähigen von jungen Menschen, anstatt sie nur zu kontrollieren, und junge Menschen bei Diskussionen an den Tisch zu holen, sind Ansätze, die wir in Zukunft hoffentlich noch mehr sehen werden.“

Über die Autorin: 

Als Redaktionsleitung (V.i.S.d.P.) der Career Pioneer berichtet Alexandra Leibfried regelmäßig über HR-Management- und Karrierethemen. Ihre Artikel erscheinen in führenden Branchenzeitungen und -zeitschriften wie HORIZONT, ahgz und fvw I TravelTalk. Die Career Pioneer GmbH und Co. KG ist Spezialist für Stellenmärkte und Karriereformate innerhalb der dfv Mediengruppe.

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Die Servitex GmbH ist ein Verbund mittelständischer Dienstleister, der sich auf den Bereich Mietwäsche und Textilpflege in der Hotellerie spezialisiert hat. Momentan besteht der Servitex-Verbund aus sieben inhabergeführten Wäschereien mit insgesamt 14 Produktionsstätten. Unter Beachtung ökologischer sowie hygienischer Standards und konsequentem Umweltschutz übernimmt Servitex für Kunden in der DACH-Region das gesamte Textilmanagement – vom Einkauf und Pflege bis hin zur Logistik. Das Portfolio des Unternehmens umfasst Frotteewäsche, Bettwäsche, Tischwäsche und Berufsbekleidung in unterschiedlicher Ausführung. Geschäftsführer ist Rolf Slickers. www.servitex.de

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