Nachhaltige Reinigung

Mareike Reis, Gründerin der Housekeeping Akademie
Mareike Reis, Gründerin der Housekeeping Akademie
Wie die Drei Säulen der Nachhaltigkeit im Betriebsalltag der Hotels angewendet werden können.

Nachhaltigkeit ist in aller Munde – und das aus gutem Grund. Sie geht uns alle an und betrifft jeden Bereich unseres Lebens, auch die Reinigung. Doch was bedeutet es eigentlich, nachhaltig zu reinigen?

Im Grunde geht es darum, die drei Säulen der Nachhaltigkeit – Ökonomie, Ökologie und Soziales – in unseren Reinigungs-Alltag zu integrieren. In der heutigen Zeit werben immer mehr Betriebe mit einem nachhaltigen Hygiene- und Reinigungskonzept – doch leider steckt nicht immer das drin, was draufsteht. „Cleanwashing“ beschreibt den Versuch von Unternehmen, sich durch geschicktes Marketing ein „sauberes“ Image zu geben, ohne wirklich Standards zur Reinigungsqualität gesetzt zu haben. Nicht jedes nachhaltige Reinigungskonzept hält auch, was es verspricht. Achte also unbedingt darauf, dass deine Reinigungsmitarbeiter das „grüne“ Konzept sicher und vollständig verstanden haben und ausführen. Auf die Umsetzung kommt es an. Denn den Gästen entgeht wenig. Abweichungen vom versprochenen nachhaltigen Konzept können das Image deines Betriebs langfristig schädigen.

Viele Hoteliers und Housekeeping-Leitungen sind mit dem Thema Nachhaltigkeit in der Reinigung überfordert, da die Zeit für intensive Recherche fehlt. Das ist unter anderem ein Grund, weshalb wir beschlossen haben, das Knowhow über nachhaltige Reinigung in unserem Team auszubauen und den Hoteliers unsere Unterstützung anzubieten. In diesem Beitrag will ich aufzeigen, wie das ganz praktisch aussehen kann.

Ökonomie: Sparen mit Köpfchen – Effizienz und Kostenbewusstsein.

Nachhaltig zu handeln, bedeutet nicht mehr Geld auszugeben. Im Gegenteil: Oftmals ist es sogar günstiger, wenn man auf die richtigen Produkte und Methoden setzt. Sowohl Manager in Unternehmen wie auch Privatpersonen sollten nach nachhaltigen Lösungen suchen, die langfristig finanzielle Vorteile bieten. Die Auswahl von Reinigungsprodukten, die effizient und langlebig sind, ist entscheidend: Wusstest du, dass hochkonzentrierte Reinigungsmittel oft länger halten als herkömmliche, gebrauchsfertige Produkte? Sie kosten in der Anschaffung vielleicht etwas mehr, aber du sparst auf lange Sicht, weil du weniger davon brauchst.

Auch bei den Reinigungsprozessen gilt: Zeit ist Geld. Wer smarte Techniken und Geräte einsetzt, spart nicht nur Energie, sondern auch Zeit. Effiziente Reinigungstechniken und der gezielte Einsatz von Maschinen können den Energie- und Wasserverbrauch minimieren sowie die Betriebskosten mittel- und langfristig reduzieren. Effektive Ressourceneinsparung freut nicht nur die Umwelt, sondern auch den Geldbeutel. Investiere dabei lieber nur einmal in gute Reinigungsgeräte, -mittel und Maschinen, anstatt ständig billige Ersatzprodukte zu kaufen. Der Kauf hochwertiger Reinigungsgeräte und -mittel kann auf lange Sicht kostengünstiger sein, da sie weniger häufig ersetzt werden müssen und durch ihre Langlebigkeit weniger Abfall verursachen. Auch ist es empfehlenswert, die Ersatzteil-Garantie der industriellen Hersteller genau zu prüfen.

Durch die Analyse und Verbesserung von Arbeitsabläufen können mögliche Verschwendungen erkannt werden, Ressourcen effizienter genutzt und Prozesse beschleunigt werden. Immer wieder summieren sich kostbare Stunden aufgrund unnötiger Laufwege. Hier dürfen Anforderungen an Gebäude und Teams geprüft werden, um geeignete Reinigungs- und Etagenwägen anzuschaffen, auf denen mehr transportiert werden kann, um kostbare Zeit zu sparen und optimiert einzusetzen. Das bringt nicht nur Stabilität in die Betriebsabläufe, sondern hilft auch, den Kostendruck zu reduzieren.

Ökologie: Gutes für die Umwelt tun – umweltbewusst handeln.

Wenn wir über Nachhaltigkeit reden, denken viele zuerst an den Umweltschutz – und das zu Recht! In der Reinigung bedeutet es, umweltfreundliche Produkte und Praktiken zu wählen, die die Umweltbelastung minimieren. Ganz nach dem Prinzip „Vermeiden – Substituieren – Reduzieren“ raten wir, den Einsatz der Reinigungschemie zu hinterfragen. Mit Sicherheit gibt es Anwendungsbereiche in der Gebäudereinigung, in denen auf Reinigungsmittel verzichtet werden kann. Allein ein Microfasertuch von sehr guter Qualität in Kombination mit Wasser erreicht einen bemerkenswerten, nachgewiesenen Reinigungseffekt. Der erste Schritt sollte daher sein, die Bereiche zu identifizieren, in denen auf Reinigungschemie verzichtet werden kann. Im nächsten Schritt sollte geprüft werden, ob eventuell ein umweltverträglicheres Produkt eingesetzt werden kann. Hilfreiche Stichworte hierbei sind beispielsweise Tenside aus nachwachsenden Rohstoffen oder der Einsatz naturnaher und ungiftiger Säuren. Generell sollte immer geprüft werden, ob ein mit Gefahrenstoffsymbol versehenes Produkt durch eines ohne Gefahrenstoffe ersetzt werden kann. Davon profitieren sowohl Mensch als auch Umwelt. Die „Chemiekeule“ wird von einigen Herstellern immer noch gerne verkauft. Mittlerweile gibt es jedoch einige Alternativen, die ebenfalls einen guten Reinigungseffekt erzielen. Im letzten Schritt sollte die Dosierung der eingesetzten Reinigungsmittel überprüft werden. So wird verhindert, dass aus Unwissenheit oder Unsicherheit zu viel Chemie in den Kreislauf gelangt. Mehrwegprodukte sind auch bei der Reinigung eine super Alternative. Wiederverwendbare Tücher statt Einwegtüchern machen durch den reduzierten Verpackungsmüll einen großen Unterschied. Hier gilt es zu beachten, dass die Mitarbeiter geschult werden, da sonst unhygienisches Arbeiten droht. Dies kann im schlimmsten Fall zu enormen Reputationsschäden führen.

Eine Kreislauffähigkeit der Reinigungsprodukte ist absolut erstrebenswert. Produkte, die nach dem Cradle-to-Cradle-Prinzip hergestellt werden, sind besonders nachhaltig, da sie so konzipiert sind, dass sie am Ende ihres Lebenszyklus entweder vollständig recycelt oder gefahrlos in den natürlichen Kreislauf zurückgeführt werden können. Bei der Reinigung bedeutet das, nach solchen Produkten Ausschau zu halten, die das Cradle-to-Cradle-Label tragen. Setze auf umweltfreundliche Reinigungsmittel, die biologisch abbaubar sind und keine schädlichen Chemikalien enthalten. Achte dabei auf Ökolabels wie den „Blauen Engel“ oder das EU Ecolabel. Diese Kennzeichnungen garantieren, dass das Produkt strenge Umweltstandards erfüllt.

Wasser ist eine wertvolle Ressource, die vielerorts nur noch begrenzt zur Verfügung steht. Nachhaltige Reinigung beinhaltet daher auch den bewussten Umgang mit Wasser. Mit sparsamen Geräten oder Trockenreinigungstechniken kannst du deinen Wasserverbrauch deutlich senken. Bei einer Überprüfung der Reinigungsprozesse wirst du vielleicht auch feststellen, dass unnötig viel Wasser verbraucht wird – beispielsweise, wenn Reinigungskräfte Wasserhahn oder Dusche bei der Badreinigung zu lange laufen lassen. Immer wieder stellen wir fest, dass textilfreie Fußböden täglich durch unsachgemäße Reinigung „gewässert“ werden. Dieser Reinigungsprozess kann z.B. durch Staubbindendes Wischen optimiert und somit Wasser gespart werden. Die verbauten Materialien werden es auch danken und daher länger im Wert erhalten bleiben.

Es gibt viele kleine Stellschrauben, die eine große nachhaltige Wirkung haben. Ein schönes Beispiel ist der Einsatz von waschbaren und wiederverwendbaren Abfallsäcken, um Plastikmüll deutlich zu reduzieren.

Soziales: Fair und verantwortungsvoll handeln

Nachhaltigkeit beschränkt sich nicht nur auf Umwelt und Finanzen – sie betrifft auch die Menschen. Im Reinigungsbereich heißt das, auf faire Arbeitsbedingungen und die Gesundheit der Mitarbeiter zu achten. Sowie soziale Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern und der Gesellschaft zu übernehmen.

Reinigungskräfte leisten sehr wichtige Arbeit, die oft unterschätzt wird. Faire Bezahlung und sichere Arbeitsbedingungen sollten selbstverständlich sein. Leider gibt es im Reinigungssektor immer wieder Fälle von „moderner Sklaverei“, bei denen Menschen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten müssen. Es ist daher wichtig, auf Unternehmen zu setzen, die transparente und faire Arbeitsbedingungen garantieren. Dazu gehört auch die Bereitstellung von Schulungen und Weiterbildungen, um die Sicherheit und Effizienz der Arbeitskräfte zu erhöhen.

Um die Arbeitslast fair zu verteilen und gleichzeitig die Effizienz zu steigern, ist es entscheidend, Mitarbeiter so einzusetzen, dass ihre Fähigkeiten optimal genutzt werden. Dies verbessert nicht nur die Arbeitsqualität, sondern fördert auch die Zufriedenheit und das Engagement der Mitarbeiter. Auch die Urlaubsplanung muss saisonal betrachtet werden. Es macht keinen Sinn, die eigenen Mitarbeiter im größten Gästeansturm in den Urlaub zu schicken und das anfallende Arbeitspensum durch externe Dienstleister abdecken und auffangen zu müssen. Diese Vorgehensweise verbläst Geld und ist betriebsschädigend.

Der Verzicht auf aggressive Chemikalien ist nicht nur gut für die Umwelt, sondern auch für die Gesundheit der Menschen, die täglich mit diesen Mitteln arbeiten. Ergonomische Hilfsmittel erhalten außerdem die Gesundheit der Mitarbeiter, damit sie ihrer Arbeit dauerhaft unversehrt nachkommen können.

Unternehmen können viel bewegen, indem sie nachhaltige Reinigung fördern und das Bewusstsein dafür in der Gesellschaft stärken. Sie können durch Schulungen und Öffentlichkeitsarbeit dazu beitragen, dass auch ihre Kunden und Partner nachhaltige Praktiken übernehmen. Auch gesundheitssensible Gäste – Zwei- wie auch Vierbeiner werden sich über eine chemiereduzierte Reinigung freuen. Durch die Beauftragung vorwiegend nachhaltig agierender Unternehmen kann der Anreiz zu nachhaltigem Handeln wirkungsvoll gesteuert werden. Jeder kleine Schritt zählt!

In vielen Reinigungsunternehmen arbeiten Menschen aus unterschiedlichen Kulturen zusammen. Ein Verständnis füreinander und die Anerkennung kultureller Unterschiede sind daher unerlässlich, um ein harmonisches Arbeitsumfeld zu schaffen. Dies trägt nicht nur zur Zufriedenheit der Mitarbeiter bei, sondern steigert auch die Arbeitsleistung. Durch gezieltes Teambuilding können die Mitarbeiter besser zusammenarbeiten und sich gegenseitig unterstützen. Nachhaltigkeit im sozialen Bereich bedeutet auch, in die Zukunft zu investieren. Unternehmen, die sich um ein positives Arbeitsumfeld und gute Arbeitsbedingungen bemühen, finden nicht nur leichter qualifizierte Mitarbeiter, sondern binden diese auch langfristig.

Mit unserer Vision der Housekeeping Akademie aus heutiger Sicht verfolgen wir das Ziel, Menschen sowohl fachlich als auch auf emotionaler Ebene weiterzubringen. Wir sind der Überzeugung, dass Mitarbeiter, die in ihrer Energie sind, sich zufriedener und erfüllter fühlen, die sich wohl, sicher und wertgeschätzt fühlen, bereit sind, über sich hinauszuwachsen und eine höhere Leistung zu erzielen. Nachhaltige Weiterentwicklung ist uns dabei genauso wichtig wie die Weiterentwicklung im Themenfeld Nachhaltigkeit. Beides führt dazu, dass die Mitarbeiter ihren Job sicherer und zuverlässiger ausführen und die Chance haben, zu wahren Gastgebern heranzuwachsen. Davon profitiert nicht zuletzt der Arbeitgeber, der bessere wirtschaftliche Ergebnisse erzielen kann.

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