Wenn Luxus zu Müll wird: Der versteckte Preis von Fast Fashion in der Hotellerie

Darlene Schwabroch, Business Development Manager GreenSign Institut, Vorsitzende des Expertenkreises Sustainability der HSMA Deutschland e.V., Podcasterin, Dozentin & Moderatorin
Darlene Schwabroch, Business Development Manager GreenSign Institut, Vorsitzende des Expertenkreises Sustainability der HSMA Deutschland e.V., Podcasterin, Dozentin & Moderatorin
Auf der Suche nach einem neuen Blazer bin ich kürzlich die Essener Einkaufsstraße entlang gegangen. Wie in jeder anderen großen deutschen Stadt reiht sich dort ein Ladengeschäft an das Nächste. Den Großteil davon machen die bekannten Modeunternehmen nach Fast Fashion-Konzept aus, darunter H&M, ZARA und Co. Mit plakativen Werbesprüchen wie SALE, Last Chance oder New Collection versuchen sie Passanten in ihre prallgefüllten und reizüberflutenden Gänge zu locken. Was auf den ersten Moment einladend wirkt, bekommt ganz schnell einen unangenehmen Beigeschmack, sobald man sich die sozio-ökologischen Hintergründe von Fast Fashion in Erinnerung ruft. Und da kam mir ein Gedanke: Wie geht eigentlich die Hotellerie, in der ich mich seit Jahren für mehr Nachhaltigkeit einsetze, mit dem Thema um?

Fast Fashion hat seinen Ursprung in der Modeindustrie und meint die Produktion großer Mengen zu niedrigen Preisen mit dem Ziel, den sich ständig ändernden Trends gerecht zu werden. Dass dieses Konzept für einen ziemlich katastrophalen CO2-Fußabdruck sorgt, ist längst kein Geheimnis mehr:
Die schnellen Produktzyklen erfordern eine verstärkte Rohstoffgewinnung, höhere Energieverbräuche sowie einen enormen Einsatz schädlicher Chemikalien. Doch die Umweltverschmutzung ist nicht das einzige Problem von Fast Fashion, denn mindestens genauso dramatisch sind die Auswirkungen auf menschlicher Ebene. Ausbeutungen entlang der Lieferkette, niedrige Löhne und unsichere Arbeitsbedingungen sind kein Einzelfall – vielmehr stützt sich Fast Fashion auf eben diese Problematiken, um die Produktionskosten möglichst niedrig zu halten.

Der Ansatz von Fast Fashion beherrscht seit den 1990ern die Modebranche und hat sich seitdem erschreckenderweise in vielen weiteren Bereichen fest etabliert. Auch die Hotellerie ist ganz und gar nicht frei von Fast Fashion: Hinter dem Luxus, der Eleganz und dem erstklassigen Service verbirgt sich oft eine ungeahnte dunkle Seite. So werden Möbel, Bettwäsche, Teppiche und Dekorationen in vielen Betrieben regelmäßig und kostengünstig ausgetauscht, um stets dem neuesten Design-Trend zu entsprechen und ein zeitgemäßes Erscheinungsbild zu bewahren. Auch hier führen die schnellen Veränderungen in der Ausstattung und Einrichtung in der Regel zu erhöhtem Ressourcenverbrauch, einer großen Abfallproduktion und schwerwiegenden Umweltauswirkungen.

Nicht zuletzt leidet auch die Qualität der verwendeten Materialien und Produkte: So können vermeintlich glänzende Kulissen und makellose Bettlaken schon nach kürzester Zeit abgenutzt und unansehnlich wirken, was im Übrigen, langfristig gesehen, zu Vertrauensverlust und Markenschädigung führen kann.

Doch welche Alternativen gibt es für die Hotellerie, um dem Fast Fashion-Fluch zu entkommen?

Zunächst einmal ist da die Einsicht, dass Fast Fashion Gegenstände, obgleich sie aufgrund ihres niedrigen Preises zunächst attraktiv wirken, immer versteckte Kosten mit sich bringen – nämlich die der Umweltauswirkungen, des beschleunigten Klimawandels und der menschenverachtenden Produktionsweise. Und was uns diese Katastrophen eines Tages kosten werden, ist in Geld nicht auszudrücken.

Hier ein paar weitere Hilfestellungen für Dich, um Fast Fashion in der Hotellerie zu reduzieren und stattdessen langfristige Nachhaltigkeit zu fördern:

  • Bevorzuge langlebige und nachhaltige Materialen von vertrauenswürdigen Händlern. Informiere Dich über die Lieferketten und werfe einen Blick hinter die Kulissen. Plane genug Zeit für Deine Recherche ein.
  • Trau Dich ran an Upcycling! Aus alten Möbeln oder Dekorationen können einzigartige Hingucker kreieret werden.
  • Löse Dich von kurzfristigen Trends und konzentriere Dich stattdessen auf langlebige Designs, die zu Deinem Hotel und Deinem Markenkonzept passen.
  • Bedenke, dass Schönheit und Luxus in der Hotellerie bewahrt werden können, ohne ökologische oder sozial Opfer zu bringen.
  • Erweitere Deinen Blick vom „heute“ zum „morgen“ – denn Deine heutigen Entscheidungen bestimmen über Dein und unser aller morgen.
  • Sei vor etwaigen Einrichtungs- oder Renovierungsarbeiten bereit, faire Preise zu bezahlen. Nicht nur für die Anschaffung neuer Produkte, sondern auch für die Menschen, die die Renovierungsarbeiten schlussendlich durchführen.

Ich bin mir sicher, dass wir Fast Fashion in der Hotellerie gemeinsam den Rücken zukehren können. Einige gute Gründe dafür habe ich Dir genannt – jetzt liegt es an Dir.

Ich habe an dem Tag übrigens keinen Blazer mit Nachhause genommen.

Liebe Grüße

Darlene

Darlene Schwabroch, Business Development Manager GreenSign Institut, Vorsitzende des Expertenkreises Sustainability der HSMA Deutschland e.V., Podcasterin, Dozentin & Moderatorin
Darlene Schwabroch

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